Es gibt vier Klassen von Hana Tonabnehmern. Das SL MKII und SH MKII stehen auf der zweiten Stufe von unten. Untere Mittelklasse sind sie aber sicher nicht, auch nicht Mittelklasse. Warum, will ich euch erklären.
Tonabnehmer Hana SL MKII / SH MKII
Wenn ihr unterschiedliche Testberichte über dieselben Tonabnehmer lest, wird alles ein wenig anders sein. Ich bin anders, aber auch die Umstände sind es. Konkret meine ich, dass ich weder dieselben Headshells für beide Systeme habe, noch gleiche Tonarme, so dass ich beide ad hoc vergleichen kann. Ich baue um und hoffe auf gnädige Einbaufehler meinerseits, damit meine Unzulänglichkeiten nicht die Unterschiede definieren. Umso spannender, wenn ich dann auf ähnliche Ergebnisse wie Kollegen komme. Bisher hatte ich nur mit den Hana-Topmodellen aus der Umami-Serie zu tun und freue mich jetzt besonders auf die kleineren Modelle, denn teuer kann jeder. Aber richtig gute Tonabnehmer zu einem weitgehend demokratischen Verkaufspreis auf den Markt zu bringen, nicht. In Zeiten, in denen ein maximal hoher Preis oft das allein seeligmachende Kriterium für Produkte zu sein scheint, interessiert mich eben das Gegenteil: bezahlbare, richtig gute Sachen wie eben diese beiden Hana-Tonabnehmer.
Die Neuigkeiten
Unter der Leitung von Masao Okada-san, Gründer der Firma Excel Sound, die hinter Hana steht, hat man das Design der beiden ursprünglichen SL und SH-Tonabnehmer wie es heißt „grundlegend optimiert“. Beide waren nicht zuletzt aufgrund ihrer Beliebtheit satte acht Jahre im Programm, da durfte dann etwas passieren. Und vertraut man den Quellen, ich habe die Ursprungsmodelle nicht zur Hand, schlagen sich die Veränderungen im Klang sehr deutlich nieder. Einen Schritt nach vorne machen beide Systeme sicher bereits durch die lackierte Messingplatte auf ihrer Oberseite, wie wir das schon von der M-Serie kennen. Damit steigt ihr Gewicht von 5 auf 8.6 Gramm deutlich, was die Tonarmauswahl erhöht, die Resonanzarmut des ABS-Gehäuses unterstützt und ohnehin von Vorteil ist, weil Masse vorne mehr bringt als hinten. Zudem wird das Interface zur Headshell hin optimiert und stabilisiert. Das ABS bekam zusätzlich einen resonanzhemmenden Überzug aus einem sogenannten Soft Feel Elastomerharz. Soft Feel meint dabei wohl die Anfassqualität. Aber der Grund dafür ist die zusätzliche Resonanzbedämpfung des nun aus drei Materialien bestehenden Korpus, der in seiner Form nun auch wie der des ML wirkt. Dazu gehören auch die Schraubgewinde für die Montage, ohne die ein Tonabnehmer aus unserer Sicht sowieso nicht mehr auf den Markt kommen sollte.
Weitere Neuerungen
Alleine dadurch kommen die beiden neuen Systeme den größeren und sogar den ganz großen Modelle ein ordentliches Stück näher. Aber es geht sogar noch weiter. Nun arbeitet sowohl im SL als auch im SH MKII eine Kreuzspule in Verbindung mit kräftigen Alnico-Magneten, wie sie erstmals im Umami Blue eingesetzt wurde. Eine Kreuzspule gab es zwar auch bei den Vorgängermodellen, hier ist ein deutlich hochwertigerer Kupferdraht verbaut worden. Das hilft der guten, alten Klangreinheit und senkt die Eigenimpedanz auf 8 Ohm bei SL MKII, zuvor waren es 30 Ohm. Damit kann man das neue SL Mk2 gegenüber seinem Vorgänger niedriger abschließen und genügt so den typischen MC-Anforderungen vieler Phonoeingänge mit ihren fixen 100 Ohm. Und ja, ich mag Alnico, denn es steht für satte Klangfarben. Der Alunadelträger wurde im Vergleich zu den Vorgängern ebenfalls verändert und hat nun eine konische Form samt Gewichtsersparnis vorne, was ihn steifer und unempfindlicher für Verbiegungen machen soll. So sollen sich auch bessere Abtasteigenschaften und mehr Ruhe in der Rille ergeben. Chefentwickler Okada-san scheint dem Nadelträger ganz besonders große Bedeutung beizumessen, was ein wenig typisch für Ingenieure ist. Bei allen Meriten dieses Nadelträgers macht er alleine sicher nicht den ganzen Unterschied aus – wie immer kann das nur der Mix aus allen Verbesserungen sein. Die Shibatanadel war auch im alten Nadelträger montiert, die Ausgangsspannung beim SL MKII ist etwas geringer geworden (0.4 anstelle von 0.5mV), beim SH MKII ist sie mit 2mV gleich geblieben.
Letzte Feinheiten
Der Polschuh, das vordere und hintere Joch sowie die vergoldeten
Von hinten kann man die beiden Systeme nicht unterscheiden. Die Fertigung ist tiptop Kontaktstifte der SH und SL-MkII MC-Systeme werden wie beim ML und den Umami Modellen kryogenisch behandelt. Durch diesen Prozess, den man auch „Kaltglühen“ nennt, verändert sich die molekulare Struktur der leitenden Materialien bei Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt, was in der Tat einem natürlicheren Klang zu Gute kommen kann. Warum? Man kann auf Fotos nachweisen, dass sich die Moleküle durch diesen Prozess organischer, natürlicher ausrichten. Und natürlich sind wir noch nicht bei der Qualität der Umami-Systeme, da gibt es gerade beim Gehäuse oder auch dem offenen Betrieb des Generators noch Unterschiede. Aber der Abstand wurde deutlich kleiner.
Klang und Charakter Wie immer, wenn man nicht exzessiv vergleicht, ist alles gut. Quatsch, es ist sowieso alles gut, denn beide Tonabnehmer spielen auf einem Niveau, das man nicht hinterfragen muss.
Das SL MKII ist dann doch der heimliche Star des Duos, da man mit ihm, adäquat aufwärts verstärkt, klanglich noch weiter kommt Oder anders formuliert: so kann man, so kann ich zufrieden Musik hören. Und natürlich kann man Unterschiede finden. Die sind aber, anders als früher, deutlich kleiner. Will sagen, dass früher High- Output-Varianten generell gröber, weniger fein aufgelöst und dynamisch leicht eingeschränkt klangen. Davon kann hier keine Rede mehr sein. Grundsätzlich empfinde ich beide Systeme als angenehm neutral und sehr lebendig. An derselben Phonovorstufe ergeben sich erst einmal nur kleine Unterschiede. Das SH MKII habe ich dabei direkt an den MM-Eingang angeschlossen, das SL MKII wurde elektrisch aufwärts verstärkt. Mit einem Topübertrager am selben MM-Eingang macht das SL MKII allerdings einen Sprung, den das SH MKII prinzipbedingt nicht machen kann. Mit einem im Vergleich zum Tonabnehmer natürlich viel zu teuren Übertrager wie meinem Air Tight ATH-3 (aktuell als ATH-3s etwa 3.200 Euro) zeigt der Kollege, was wirklich in ihm steckt. Oder anders herum: das Potential des SL MKII ist so gut, dass man wirklich in die Peripherie investieren kann. Fred Herschs vielleicht beste Einspielung ist seine aktuelle. Inzwischen ist der fast 70-jährige Hersch eine Art Solitär, der die Kunst des Pianotrios auf einem Niveau betreibt, das Bill Evans Qualitäten hat. All die zarten Verästelungen seiner Musik und dieses Trios, mit dem er unfassbarerweise zuvor noch nie aufgenommen hat, bilden beide Systeme sehr schön ab. Das SL MKII allerdings, das in der Einspielphase noch minimal komprimiert klang, legt in Sachen Feinauflösung mit Übertrager ebenso ein, zwei Schippen drauf wie in Sachen Grobdynamik. Es kann abgehen wie die Feuerwehr. Die viel zu früh verstorbene Gitarristin Emily Remler klingt damit beinahe, also wäre sie auf Steroiden. Und das SH MKII? Spielt ein wenig runder und zurückhaltender bei gleicher Signatur. Im Bass bildet es sehr natürlich, sehr ausgewogen nahezu ideal ausbalanciert ab. Was ich so über die Vorgängerserie lese, wirkt freundlich und etwas brav, irgendwie wie zweite Mannschaft. Diese beiden Systeme hingegen sind ganz klar in der ersten Mannschaft verankert, denn der Technologietransfer von den Umami- Topsystemen hat ihnen eine echte Leistungsspritze verpasst.
Mitspieler Plattenspieler:
Tonarm:
Vorverstärker:
- Stax SR-12S (modifiziert)
Endverstärker:
Phonovorverstärker:
Vollverstärker:
- Lavardin IS-X Reference 23
Lautsprecher:
Gegenspieler Tonabnehmer:
- Ortofon MC X20
- Dynavector 10X5 MKII
Gespieltes - Fred Hersch The Surrounding Green
- Prince Purple Rain
- Emily Remler Take Two
- Joan as Policewoman Damned Devotion