Gleich vorneweg gebe ich zu, dass ich kein Kenner der Hip-Hop-Szene bin und weder mit Subgenre-Begriffen noch Vergleichen um die Ecke kommen kann, wenn es um diese Musikkultur geht. Aber: Das hier vorliegende Album des Hamburger Produzent Keno Mensing und des in Florida lebenden Rappers siii3eyes bewegt sich einerseits weit genug aus dem üblichen Klischee heraus, berührt den Jazz-Blues von Bluezeum und den Intellekt-Rap von Kendrick Lamar gleichermaßen, und andererseits dürfte es selbst den konservativsten Ohren schon beim ersten Hören klar werden, dass es sich hierbei – Genre hin oder her – um ein großartiges Stück moderner Musik ohne Scheuklappen handelt.
Lassen wir mal die zwar ehrlich gemeinten, teilweise aber arg pseudophilosophischen Interviewtonschnipsel – auch Skits genannt – außer Acht, so haben wir es hier mit einem sehr erwachsenen, kompositorisch professionellen und sehr kurzweiligen Album zu tun. Letzteres mag auch an der echt kurzen Spielzeit von nur 25 Minuten (eher EP-Territorium) liegen – doch besser so, also doppelt so lange gepflegte Langeweile ertragen zu müssen. Immerhin verteilt sich der musikalische Inhalt auf 9 Tracks, die knackig und abwechslungsreich auf den Punkt kommen. Erstaunlich ist, dass die gesamte Produktion quasi im Homeoffice, also im elektronischen Austausch über den großen Teich stattgefunden hat – dafür ist der Sound gelungen.
Einen wichtigen Einfluss haben die Gastmusiker, zum Beispiel die sexy Stimme von Karly und die nicht weniger attraktive von Rozsa, Sängerin und Harfenistin aus London, sowie der flämische Jazz- Trompeter und Produzent Phlocalylist und dem Berliner Musikjournalisten Gandalf in Blue Jeans a.k.a. Manuel Berger.
Höchst interessantes und kurz(weilig)es Werk auch für Nicht-Hip-Hop-Connaisseure.
| Titel | Mensing x siii3eyes – No Friends |
| Label | Grönland Records |
| Angehört von | Michael Bruss |
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