Wenn es ein musikalisches Chamäleon im Elektro-Bereich gibt, dann ist es wahrscheinlich Dan Snaith. Der Mann steht einfach nie still – so ist sein neues Album „Honey“ in den meisten Belangen kontrapunktisch zum Vorgänger.
Etwas weniger musikalisch ausgelebte Selbstreflexion, dafür zugänglicher, bereitwilliger in die fürs Tanzbein zuständigen Regionen der Großhirnrinde fließend. Wobei das vielleicht schon ein wenig zu viel gesagt wäre – der Dancefloor tropft nicht wirklich vom „Honey“, dazu gibt es zu viele Facetten, schillernde Überraschungen. Man möchte lieber den vielen Details und Klangspielereien zuhören – aber eventuell betrifft das ja nur das tanzverachtende Mich. Jedenfalls liefert Snaith auf „Honey“ kompositorisch wie klangkünstlerisch voll ab. Nicht unbedingt im absolut audiophilen Sinne, aber wer sich an Klängen der nicht handgemachten Art erfreuen kann, kommt hier voll auf seine Kosten. Dan Snaith sagt dazu: „Ich habe diese manische Neugier, herauszufinden, was ich aus Klang machen kann. Also nicht so sehr hypothetisch, was irgendjemand aus Klang machen kann, sondern ich in meinem kleinen Kellerstudio. Ich bin immer noch auf der Jagd nach dem Nervenkitzel, dass mich irgendetwas wirklich berührt und ich dann vor Aufregung auf und ab hüpfe oder mir die Haare auf den Armen zu Berge stehen. Es wirkt immer noch wie eine Art Alchemie.“
Diese Frische, die einen Künstler auszeichnet, der vom Musikmachen zu begeistert ist, um sich jemals wirklich auf einen einzigen Sound einzulassen, spürt man. Wer das nachfühlen möchte, sollte sich „Honey“ in einem entspannten Moment möglichst laut anhören – der physische Effekt ist Teil des Geschehens.
Klang-Innovation bei mainstreamfähiger Electro-Mucke? Ja, geht eben schon.
| Titel | Caribou – Honey |
| Label | CitySlang |
| Angehört von | Michael Bruss |
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