OU – 􁯯 II: Frailty

Genre: Progressive Experimental Metal

Als ich zum ersten mal OU (sprich wie das englische „oh“) gehört habe, ist mir die Kinnlade runtergefallen. So vertracktes, bombastisches Zeug, solche neuartigen und einzigartigen Kompositionen und Kombinationen von musikalischen Versatzstücken, dazu diese elfengleiche Stimme – sowas hatte ich vorher nie gehört.  

Das Debüt der Band namens „One“ war eins meiner Highlights des Jahres 2022. Nun, zwei Jahre später, veröffentlichen die in Peking ansässigen Jungs und ein Mädel ihren Zweitling, mit dem für westliche Menschen eher schwierigen Titel „􁯯 II: Frailty“. Und was macht man, wenn man quasi ein neues Subgenre schon mit der ersten Scheibe gegründet hat? Entweder, man verlässt den Pfad und macht ganz was anderes, oder man geht ihn konsequent weiter. Ou haben sich – zum Glück – für letzteres entschieden. Die ein oder andere Reminiszenz ans Debüt lässt sich dabei nicht verleugnen. Wahrscheinlich ist die Nische, in die sich Ou gequetscht hat, zu eng, als dass man sich darin großartig ausbreiten könnte. Eine Ausnahme bildet „Purge“, in dem der Metalgott Devin Townsend dem Geschehen seine unverkennbare Note verleiht. Ansonsten entwickeln Ou ihren ureigenen Stil behutsam weiter. Die Richtung geht ein wenig in „von allem ein wenig mehr“. Mehr Bombast, mehr Komplexität, mehr Experiment, und mehr Abwechslung.  

Besonders beeindruckend gelingt das in „Ocean“, das zwar gerade beim Gesang sehr stark an „One“ erinnert, aber die kreative Tür in den genannten Disziplinen ordentlich aufstößt, im irrwitzigen „Capture and Elongate“ und im brachialen „Spirit Broken“. Ich bin bereits sehr gespannt, wie die monumentale Reise von Ou weitergeht.