Lou Donaldson ist vor kurzer Zeit mit 98 Jahren verstorben und hinterlässt ein vielschichtiges musikalisches Erbe. Er war in so ziemlich allen Spielarten des Jazz aktiv, betrachtete den Blues aber immer als den Kern, aus dem er andere Formen entwickelte. Auch war er der erste Jazzmusiker, der seine Formationen mit einem Conga-Spieler ergänzte.
Egal in welchen Disziplinen er sich betätigte, stets war er ein Saxofonist, der mit der zugänglichen Art seines Spiels auch Zustimmung außerhalb der puren Jazz-Hörer fand und naturgemäß deshalb bei den Kritikern oft auf Ablehnung stieß. In seiner zweiten Blue Note-Phase von 1967 bis 1975 entstand 1969 das wiederholt neu aufgelegte „
Say It Loud!*“, diesmal in einer von Kevin Gray neu gemasterten Aufl age. Diese beginnt mit James Browns Hymne für afroamerikanischen Stolz und Streben nach politischer Macht, „Say It Loud I’m Black And Proud“, das im Vergleich zum kraftvollen Original jedoch etwas zahm und mehr als Referenz an den Schöpfer des Songs, anstatt als eigenes Statement daherkommt. Es zeigt aber klar die Richtung auf, die hier eingeschlagen wird, nämlich Funk & Soul mit Jazz zu verschmelzen. Ihm zur Seite stehen dabei Blue Mitchell an der Trompete, Jimmy Ponder an der Gitarre, Charles Earland an der Orgel und Leo Morris am Schlagzeug. Die herrliche Interpretation der Gershwin-Nummer „Summertime“ wird mit Bossa-Rhythmen angereichert, während es auf Ellingtons „Caravan“ heftig swingt. Abgerundet wird das Album durch Lou Donaldsons Eigenkompositionen „Snake Bone“ und „Brother Soul“, auf denen seine famosen Mitspieler mehr im Mittelpunkt stehen als der Leader selbst.
„Say It Loud!“ sollte der letzte Höhepunkt bei Blue Note bleiben, den man mit dieser feinen Neuauflage besser denn je erleben kann.
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