Genre: Singer/Songwriter
Marissa Burwell? Nie gehört – leider. Denn „
Before The Hour’s Up*“ präsentiert sich als echte, positive Überraschung. Es entpuppt sich als ein Singer-Songwriter-Album, das in warmen Klangfarben badet und mit emotionaler Direktheit beeindruckt.
Die Kanadierin setzt nicht auf gängiges Pop-Gesülze, sondern auf sanfte Gitarren, dichte Harmonieschichten und gelegentliche Ausbrüche alternativer Rockenergie. Das passt gut zusammen und ergibt ein sehr rundes Bild, lässt zarte Gesten und befreiende Impulse dicht nebeneinander entstehen. Der Titel verweist auf den Schlusssong des Albums und thematisiert den sehnsüchtigen Wunsch, Lebensfragen in einer Therapiesitzung klären zu können – nur um festzustellen, dass sie weiterhin bestehen. Burwells Stimme wirkt verletzlich, aber nie zerbrechlich; sie trägt den Hörer durch intime Einblicke und lässt dabei Raum für eigene Bilder. Die Arrangements balancieren zwischen introspektiven Momenten und wuchtigerem Ausdruck, ohne übermächtig zu werden. Der Gegensatz zwischen Wärme und Emotionalität gelingt in fließender Harmonie. Die Musik fühlt sich authentisch und ungekünstelt an, und zwar gerade dann, wenn sie mit roherer Energie aufbricht.
Das Kunststück, das Marissa Burwell dabei nämlich beeindruckend easy gelingt, ist, dass sie auch in solchen Momenten tief in lyrischer Klarheit verwurzelt bleibt. „Before The Hour’s Up“ beweist die Reife einer Künstlerin, die gelernt hat, dass Antworten selten vollständig sind und manchmal darin liegen, immer weiter danach zu suchen. Das Album bietet keine schnelle Auflösung, aber echten Trost und musikalische Nähe, und jede Note erinnert daran, dass unser Bedürfnis nach Heilung und Erkenntnis ebenso beständig ist wie die Musik selbst.
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