Tonabnehmer Rega Nd3, Nd5, Nd7 im Test, Bild
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Einzeltest > Tonabnehmer > 04.04.2025

Variationen eines Themas

Der LP-Stammleser erinnert sich vermutlich an die Ausgabe 6/24. Dort nämlich stellten wir Ihnen den ersten Vertreter der brandneuen MM-Tonabnehmergeneration von Rega vor, das Nd3. Mittlerweile ist die Familie komplett und wir beschäftigen uns hier mit den Unterschieden zwischen den drei Modellen.

Tonabnehmer Rega Nd3, Nd5, Nd7

Zum Einstieg
Das erste war rot. Genauer gesagt: Ein Teil des Abtasterkorpus wird aus einem rottransparenten Kunststoff gefertigt. Es hört auf den Namen Nd3 und läutet eine Zeitenwende beim britischen Hersteller Rega* ein. Der ist seit Jahrzehnten dafür bekannt, bei seinen Produkten gegen den Strich zu denken und die Dinge etwas anders zu realisieren als der Mitbewerb. Auch bei der neuen Abtastergeneration hat man sich nicht damit begnügt, über die Zäune zu gucken um sich daran zu orientieren, was die etablierte Konkurrenz derzeit denn so in den unteren Preisklassen baut, man ist einen komplett eigenen Weg gegangen. Und das mit Erfolg: Das Nd3 hat bei uns einen ausgesprochen sauberen und ausgewogenen Eindruck hintelassen, was es zu einem exzellenten Angebot im Segment der bezahlbaren MM-Abtaster macht: Mit einem Verkaufspreis von 230 Euro ist es eines der spannendsten Angebote, die der Abtastermarkt dieser Tage bereit hält. Mit dem Nd5 und dem Nd7 hat Rega die Palette nunmehr nach oben erweitert. Das Nd5 wechselt für 400 Euro den Besitzer, das Spitzenmodell Nd7 gibt’s für 570 Euro. In Anbetracht dessen, was dieser Tage auch für günstige MCs verlangt wird, ist das schon fast ein Sonderangebot. Zentraler Bestandteil aller neuen Rega- MMs ist das brandneue Magnetsystem. Hier kommt erstmals das „Wundermaterial“ Neodym zum Zuge – von der einen oder der anderen exotischen Konstruktion des Mitbewerbs mal abgesehen – ich erinnere an die wunderbaren, aber unbezahlbaren MM-Abtaster des japanischen Herstellers Topwing. Rega verwendet für seine Magnetsysteme das ganz harte Zeug, will sagen: Magnete mit der Klassifizierung N55, der stärksten kommerziell erhältlichen Feldstärke. Die haben den Vorteil, dass man bei den entsprechenden Gegenstücken, als den Spulen, mit weniger Windungen auskommt, um eine gewünschte Ausgangsspannung zu erzielen. Weniger Windungen bedeuten eine geringere Spuleninduktivität, was wiederum die Hochtonwiedergabe verbessern hilft. Hier nennt Rega ausnahmsweise Ross und Reiter: Alle drei Nd-Abaster haben Spulen mit 1275 Windungen, während der Vorgänger Exact 2 noch mit 1800 Windungen gewickelt war. Der Drahtdurchmesser beträgt übrigens lediglich 38 Mikrometer, soll heißen: Mann muss gut 26 dieser Drähte nebeneinander legen, um einen Millimeter zusammen zu bekommen. Den Job, aus diesem Hauch von nichts Spulen zu wickeln, übernehmen tatsächlich qualifi zierte Hände im Hause Rega.   

Unterschiede
Der Aufbau des Generators ist bei allen drei Abtastern identisch. Von außen kann man die Modelle nur an ihrer Farbgebung unterscheiden (rot fürs Nd3, transparent beim Nd5, gelb beim Nd7. Zumindest gilt das für Zeitgenossen, ohne Adleraugen, die den Nadelschliff nicht mit bloßem Auge identifizieren können.

Tonabnehmer Rega Nd3, Nd5, Nd7 im Test, Bild
Der Anschluss der Abtaster ist dank farblich codierter Anschlusspins kein Problem
Und hier kommen wir zu den Unterscheiden zwischen den drei Modellen, die sich tatsächlich ausschließlich auf den in die Plattenrille eintauchenden Teil der Tonabnehmer beziehen. Bei allen drei Modellen setzt der Hersteller auf einen Aluminium-Nadelträger. Nd3 und Nd5 setzen beide auf einen Diamanten mit elliptischem Schliff, unterscheiden sich aber recht deutlich: Das Nd3 arbeitet mit einem geklebten Edelsteinsplitter, der in einem Metallkragen steckt, während das Nd5 einen „nackten“ Diamanten spendiert bekam. Hierbei handelt es sich um ein komplettes Diamantstäbchen, das auf dem Nadelträger befestigt wird. Das ist die aufwändigere und teurere Variante, aufgrund ihrer niedrigeren Masse und höheren Festigkeit jedoch auch die höherwertige. Zur Geometrie der elliptischen Schliffe äußert Rega sich nicht. Beim Nd7 schließlich griff man noch höher ins Regal und spendierte einen Fine- Line-Diamanten, der auch die ungleich teureren MC-Modelle Apheta 3 und Aphelion 2 ziert. Dabei handelt es sich um einen sehr schmalen Diamanten, der optimalen Kontakt zu Rillenflanke gewährleisten soll.   

Montage und Handhabung

Alle drei Modelle stecken in einem Gehäuse aus dem High-Tech-Kunststoff Polyphenylensulfi d (PPS), der optisch nicht viel hermacht, aber auf alle Fälle stabil genug ist, um die Befestigungsgewinde direkt dort hineinzuschneiden. Davon gibt’s Rega-typisch gleich drei, wobei das dritte jedoch nur bei der Montage in einen Rega- Tonarm Verwendung findet. Die optimale Aufl agekraft beträgt bei allen drei Modellen 17,5 Millinewton. Der Nadelschutz, der auf die vorspringende Kunststoffnase geschoben wird ist nicht mein Freund und das wird sich vermutlich auch nicht mehr ändern: Meiner Meinung nach ist die Konstruktion beim täglichen Umgang ziemlich gefährlich und will mit sehr ruhiger Hand und Konzentration bedient werden.   

Klang

Auch wenn sich die drei Regas nur durch ihre Abtastdiamanten unterscheiden – die Unterschiede zwischen den Modellen sind klar hörbar. Das Nd3 macht nach wie vor aus dem Stand so richtig an. Es wirkt kräftig, rund, agiert sehr dynamisch und lässt überhaupt keine Fragen offen. Ein Tonabnehmer für alle Lebenslagen, bei dem man sich durchaus die Frage stellen darf, ob man eigentlich mehr braucht. Eine Antwort auf die Frage kann das Nd5 liefern. Es spielt geradliniger als das Nd3, ich bin versucht zu sagen: korrekter. Es agiert nicht ganz so aus dem Bauch heraus und wirkt etwas gediegener. Seine eindeutig bessere Hochtonauflösung ist ein Plus, auch scheint mir der Bassbereich ein wenig ausgewogener zu sein. Das bekommt dem hitzigen Wüsten-Jazz eines Rabih Abih-Khalil eindeutig gut, auch den schwedischen Atmosphärenrocker Kungens Män tut die etwas diszipliniertere Gangart gut. Gewiss, das Nd3 ist der spektakulärere Abtaster, das Nd5 aber der bessere. Das Nd7 schließlich ist das Sahnehäubchen. Es erinnert tonal und dynamisch sofort an das Nd5, wirkt aber noch edler und – teurer. Es löst perkussive Elemente noch besser auf, wirkt einen Hauch geschmeidiger bietet das geschlossenste Klangbild von allen drei Modellen. Mein Favorit ist und bleibt das Nd3, das mit seiner herrlich ungestümen Gangart ein echtes Sonderangebot darstellt.

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Fazit

Großartiger Job, Rega: Die neuen Abtaster der Nd-Familie unterscheiden sich klanglich merklich und klingen mit steigendem Preis immer edler und kompletter.

KategorieTonabnehmer
ProduktNd3, Nd5, Nd7
HerstellerRega
Preis230 Euro / 400 / 570 Euro
Getestet vonHolger Barske
Vorheriger Test

Einflussreich - Röhrenvorverstärker Air Tight ATC-7

Nächster Test

Digitaltechnik auf den Punkt gebracht - Aktivweiche Accuphase DF-75

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Holger Barske
Redakteur / Tester

Holger Barske


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