Analoges Zubehör WBT 0120 / 0707 im Test, Bild
Die ungefähre Lesezeit beträgtMinuten 6 Minuten
Einzeltest > Analoges Zubehör > 12.08.2025

Zahlenspiele

In meinem HiFi-Universum gibt es zwei Gelegenheiten, sich intensiv mit vierstelligen Zahlen auseinanderzusetzen; bei den Typenbezeichnungen alter JBL-Treiber und bei Steckverbindern und Anschlussklemmen des Essener Herstellers WBT. Heute nehmen wie mal letztere.

WBT-Verbinder 0120 und 0707

Die Kunst des Verbindens 
Bevor wir uns kopfüber in die Auseinandersetzung mit den neuen WBT-Produkten stürzen, gilt es erst einmal Glückwünsche nach Essen zu senden: WBT feiert dieser Tage seinen 40. Geburtstag. Das muss man sich einmal genau vor Augen führen: 40 Jahre lang baut das Unternehmen nichts anderes als Cinch- und Lautsprecherverbinder, und das überaus erfolgreich. Wohl keine andere Firma im Audiokosmos hat es geschafft, mit einem derart spezialisierten Portfolio so erfolgreich zu sein. Auch wenn Firmengründer und Namensgeber Wolfgang B. Thörner im letzten Herbst verstorben ist, ist in Essen-Kettwig nichts von Lethargie zu spüren: Die über Jahrzehnte immer weiter vorangetriebene Verbesserung des Signaltransportes für kleine und nicht ganz so kleine Signale steht auch weiterhin ganz oben auf der Agenda.  

nextgen-Historie 
Eines der Herzensprojekte von Wolfgang Thörner ist nunmehr, nach jahrelanger Verzögerung, endlich im Serienstadium angekommen. Nämlich der Cinchstecker mit der Typenbezeichnung 0120. Dazu müssen wir ein wenig ausholen: Vor mittlerweile ziemlich vielen Jahren hat WBT die Kleinsignal-Steckverbinderlandschaft mit den berühmten „nextgen“-Modellen ziemlich durcheinandergewirbelt. Erstmals nämlich gab es nunmehr Cinchverbinder mit gegenüber allen Mitbewerberprodukten drastisch reduziertem Metallanteil, wodurch sich Wirbelstromverluste vermeiden ließen. Ein trickreicher Spannzangenmechanismus erlaubte die bombenfeste Montage unter allen Bedingungen, außerdem erlaubte die Konstruktion erstmals die Signalübertragung mit einem definierten Wellenwiderstand. Die Kombination aus Kunststoff- Spritzgussteilen und Metallkomponenten in Stanz-/Biegetechnik ist bis heute wegweisend, der Mitbewerb hat diesbezüglich immer noch nicht nachgezogen. Nach vielen Jahren des Umgangs mit nextgen-Cinchsteckern hat sich jedoch gezeigt, dass die Technik gerade bei häufigem Gebrauch nicht frei von Tücken ist: Bei beengten Platzverhältnissen ist der Spannzangenmechanismus schwierig zu bedienen, außerdem fragt man sich auch nach jahren noch, wie herum denn nun eigentlich „fest“ ist. Das Ende vom Lied ist zumindest im rauen Redaktionsalltag: Die Schraubhülsen zahlreicher nextgen-Stecker sind irgendwann schlicht weg. Macht nix, das Ding funktioniert auch so. Und manche Leute behaupten, es klänge „ohne“ sowieso besser.  

Der neue Cinchstecker 
Dieses Problem war WBT lange ein Dorn im Auge, die Lösung heißt 0120.

Analoges Zubehör WBT 0120 / 0707 im Test, Bild
Zu seinen Polklemmen bietet WBT allerlei Montagehilfen an, was eher für gewerbliche Anwender interessant ist
WBT nennt ihn einen „Schrägwinkel-Cinchstecker“ und es hat lange gedauert, die Preziose serienreif zu bekommen. Ich erinnere mich an diverse Gespräche mit Wolfgang Thörner bei denen er mir sagte, „man sei jetzt endlich so weit mit dem 0120“, was sich dann aber doch nicht als ganz richtig herausstellte. Die Tücken liegen wie immer im Detail, und das braucht seine Zeit. Nunmehr kann man den 0120 endlich kaufen. Mit 53 respektive 76 Euro für die Kupfer bzw. Silbervariante ist er nicht ganz billig, er funktioniert jetzt aber perfekt. Und wo sind die Unterschiede zum klassischen nextgen-Stecker? Zum einen erfolgt die Kabeleinführung nicht mehr klassisch von hinten, sondern schräg von unten. Das hat WBT schon vor vielen Jahren bei seinen Lautsprechersteckern propagiert, und die Idee ist hüben wie drüben richtig: Im Zeitalter schwerer und steifer Leitungen reduziert der schräge Anschluss die Hebelkräfte auf Stecker und Buchsen erheblich. Gebrochene Lötstellen bei Chinchbuchsen sind ein häufiger Ausfallgrund bei Hifi - Geräten. Außerdem gibt’s die Aluminium- Schraubhülse nicht mehr. An ihre Stelle tritt ein Klemmmechanismus, der mittels eines Hebels auf dem „Einfuhrstutzen“ arretiert wird: Hebel hochklappen - Stecker einstecken; Hebel runterklappen – Stecker fest mit der Buchse verbunden. Das funktioniert in der Praxis ganz ausgezeichnet, bedingt aber mehr Platzbedarf als bei herkömmlichen Cinchsteckern. Zur Montage eines Kabels muss man den 0120 zerlegen, insbesondere die Klammer auf der Oberseite übersieht man zu Anfang gerne mal. Der Anschluss der Leitung erfolgt durch Löten, es passen Kabelmäntel mit maximal neun Millimetern Durchmesser in das Gehäuse. Der Stecker arbeitet nach wie vor nach dem nextgen-Prinzip, wie man an der schmalen Kontaktfahne für den Masseanschluss an der Steckervorderseite unschwer erkennen kann. Da nunmehr das komplette Steckergehäuse aus einem sehr hochwertigen Kunststoff besteht, fallen die Vorbehalte gegen die Alu-Schraubhülse weg. Und ich hab’s mit nicht nehmen lassen, zwei Sätze Kabel mir 0120 und dem „alten“ 0110 zu löten und gegenzuhören. Und ja, es gibt Unterschiede: Die Variante mit 0120 erscheint noch etwas sauberer und transparenter, vielleicht minimal schlanker. Das ist nicht viel, mit etwas Konzentration aber nachvollziehbar.   

Die Lautsprecherklemme 0707 
Die zweite Produktneuheit bei WBT betrifft den Lautsprecherbereich: mit dem Modell 0707 geht eine neue Polklemme in Serie. Bei ihr handelt es sich um eine Variante des bekannten Modells 0703, der Unterschied besteht nur im „Bedienelement“: Bei der 0703 ist’s ein grob geriffelter runder Griff, bei der neuen 0707 ist der Knopf knebelförmig. Damit lassen sich – theoretisch – einfacher höhere Anzugsmomente erzielen, was aber in der Praxis kaum von Bedeutung ist: Auch eine 0703 bekommt man unproblematisch mehr als genug fest angezogen. Die 0707 braucht durch den 27 Millimeter breiten Knebel etwas mehr Abstand zur „Nachbarklemme“ als die 0703, was es beim Einbau zu beachten gilt. Auch bei ihr handelt es sich natürlich um ein echtes nextgen-Produkt, wie auch bei 0120 sind die Metallteile im PVD-Verfahren mit Gold beschichtet (wir berichteten), was für einen merklich besseren Signaltransport sorgt. Bei der 0707 habe ich mit einen Hörtest im Vergleich zur 0709 gespart, hier sind akustische Unterschiede beim besten Willen nicht zu erwarten. Die 0707 kostet pro Stück 36,90 Euro in der Kupfer- und 75,50 Euro in der Silberversion.


Fazit

WBT schafft’s auch nach 40 Jahre noch, Audiosignalverbindern neue Aspekte abzugewinnen. Die neue Polklemme 0707 ist eine willkommene Variante des Themas, der Cinchstecker 0120 ist gerade für Vielbenutzer ein echter Fortschritt.

KategorieAnaloges Zubehör
Produkt0120 / 0707
HerstellerWBT
Preis53 Euro (0120 CU) / 76 AG / 36,90 / 75,50 Euro (0707 CU / AG)
Getestet vonHolger Barske
Vorheriger Test

Einflussreich - Röhrenvorverstärker Air Tight ATC-7

Nächster Test

Kleine Box ganz groß - Lautsprecher GGNTKT M1

Logo LP:Magazin

Weitere Tests des Autors Holger Barske

 24.10.2025
Die Kunst des Bremsens - Plattenspieler Thales Elegance

Teures HiFi aus der Schweiz? Das gibt es zuhauf und steht gerne in einer Reihe mit einschlägig bekannten Schwergewichtsprodukten der üblichen Verdächtigen. Der zurückhaltende,...

Vollverstärker Dan D‘Agostino Pendulum im Test, Bild
 16.10.2025
Ausgependelt - Vollverstärker D’Agostino Pendulum

Der Begriff „Einsteigergerät“ ist ohne Zweifel ein relativer. Und wenn Dan D’Agostino einen Einsteigerverstärker präsentiert, dann dürfen wir eine ganz besondere Defi...

Kabel Zellerberg Realist-Serie im Test, Bild
 13.10.2025
Leitende Tätigkeiten - Kabel von Zellerberg Audio

Wie es manchmal so geht: Eigentlich war das Ziel die Entwicklung einer Verstärkerkombination, dabei herausgekommen sind zwei komplette Kabelserien.

Tonabnehmer OTTA Mandolin im Test, Bild
 09.10.2025
Gegenbewegung - Tonabnehmer OTTA Mandolin

Dass wir in immer hektischeren Zeiten mit steigender Umdrehungsgeschwindigkeit bei so ziemlich allen Dinge des täglichen Daseins leben, dürfte sich herumgesprochen haben. Da ist es doch...

Vollverstärker Canor Virtus A3 im Test, Bild
 26.09.2025
Einer für alles - Vollverstärker Canor Virtus A3

All-in-one-Geräte liegen im Trend. Nicht ohne Grund finden sich in dieser Ausgabe (LP 6-2025) eine ganze Reihe von Konstruktionen, die die Anzahl der Geräte in einer HiFi-Anlage drastisch...

Holger Barske
Redakteur / Tester

Holger Barske


newsletter_icon

Keine Tests verpassen!

Jetzt zu unserem Newsletter anmelden und keinen Test mehr verpassen.

× Vollbildanzeige