Lautsprecher SV Sound Ultra Evolution Titan / 3000 Micro im Test, Bild
Die ungefähre Lesezeit beträgt 8 Minuten
Einzeltest > Lautsprecher > 06.05.2025

Zwei Punkt vier

Nein, wir reden hier nicht über den Hubraum eines nicht mehr ganz taufrischen Audi-Sechzylinders, sondern über eine ganz besonderer Lautsprecheranordnung.

Lautsprecher SVS Ultra Evolution Titan / 3000 Micro

Zur Erklärung
Wer sich auch nur ansatzweise für Mehrkanalwiedergabe interessiert, sei es im Video-oder im Musikbereich, der kennt diese Kürzel: Man klassifiziert Mehrkanalanlagen nach der Anzahl der „normalen“ Lautsprecher und der Subwooferkanäle. Alles begann mit „5.1“-Setups, bei dem fünf Lautsprecher und ein Subwoofer für die Wiedergabe zuständig waren. Heutzutage ist man im Heimbereich bei insgesamt 35 Kanälen in variabler Anordnung angekommen. Damit wollen wir uns nicht messen, wir probieren heute mal 2.4. Das bedeutet: Wir kombinieren zwei ganz normale Stereolautsprecher mit vier Subwoofern. Der Grund dafür? Die passenden Komponenten waren gerade da und gerade die Anordnung mit vier Subwoofern war etwas, was ich schon immer mal ausprobieren wollte. Der „Spender“ des ungewöhnlichen Setups ist der US-Hersteller SVSound. Der Eine oder andere mag sich erinnern, von denen hatten wir neulich schon die Kompaktbox „Ultra Evolution Bookshelf“ zu Gast, die für moderate 1.500 Euro pro Paar einen ganz ausgezeichneten Eindruck hinterließ.   

Ultra Evolution Titan
Heute jedoch langen wir höher ins Regal, respektive: Wir wenden uns der „Ultra Evolution Titan“ zu, was das mittlere der drei Standboxenmodelle der Top-Baureihe des Herstellers ist.

Lautsprecher SV Sound Ultra Evolution Titan / 3000 Micro im Test, Bild
Zwei der vier Tieftöner der Titan sitzen auf der Boxenrückseite
„Mittel“ allerdings ist an der etwa 118 Zentimeter hohen Standbox zum Paarpreis von 5.000 Euro jedoch gar nichts. Ausreichend Membranfläche für den Bassbereich war eine konstruktive Maxime bei der Entwicklung der Serie. Bei den Standboxen sind denn auch gleich vier Tieftöner mit der Abdekung des unteren Frequenzbereiches beschäftigt. Zwei der potenten Sechseinhalbzöller strahlen nach vorne ab, zwei nach hinten. Je zwei sitzen sich zudem im Gehäuse direkt gegenüber, was Beschleunigungskräfte auf das Gehäuse reduzieren hilft. Der Hersteller nennt das „Force Balance Array“.   

Die insgesamt fünf Treiber auf der Schallwand sind symmetrisch angeordnet. Will sagen: Die Bässe residieren außen, darauf folgen zwei 4,5 Zoll große Mitteltöner, in der Mitte residiert die Hochtonkalotte. Die kennen wir schon aus der Ultra Evolution Bookshelf, es handelt sich um die gleiche Aluminiumkalotte mit ihrer exotischen „Diamant-Kohlenstoffbeschichtung“. Mittig sitzt auch hier ein ringförmiger Diffusor im schützenden Drahtgitter, der das Abstrahlverhalten verbessert. Auf der Rückseite des Magnetsystems gibt’s ein kleines zusätzliches Koppelvolumen, was die Einsatzfähigkeit des Treibers bei niedrigen Frequenzen verbessert.   

Die Mitteltöner arbeiten mit leichten und steifen Verbundglasfasermembranen, die für den so wichtigen Mitteltonbereich optimal geeignet sind. Schwingspulenträger aus dem leichten und thermisch hoch belastbaren Kapton sorgen für geringes Gewicht und bestes Ansprechverhalten. Die vier Tieftöner - alle vier sind auch tatsächlich angetrieben – sind sehr langhubig konzipiert und arbeiten mit belüfteten Schwingspulenträgern für eine effektive Wärmeabfuhr. Das ist ein ziemlich mächtiges Tieftonbesteck, und da wollt ihr noch vier Subwoofer dazustellen…? Aber ja! Zumächst jedoch freuen wir uns über die ziemlich konsequente Gehäusekonstruktion der Titan. Die vorderen Treiber sitzen auf einer beruhigende 25 Millimeter dicken Schallwand, die zudem segmentiert aufgebaut ist. Damit erreich SVS einen zeitlichen Abgleich der schallabstrahlenden Zentren, was der Impulswiedergabe zugute kommt. Die leicht geneigte Anordnung der Treiber lässt sie zudem auf einen Punkt in durchschnittlicher Hörentfernung „zielen“, was für eine besonders homogene Abbildung sorgen soll. Schräge Kanten minimieren Beugungseffekte, interne Versteifungen machen aus der Titan eine ziemlich unerschütterliche Angelegenheit. Das Resultat: knapp 32 Kilogramm Standbox, bei der an praktisch alles gedacht wurde.  

3000 Micro

SVS ist durch seine Subwoofer bekannt geworden, und das zu Recht. Derzeit zähle ich im Sortiment der Amerikaner 18 verschiedene Modelle, mit denen sich nun wirklich jede tieftonale Herausforderung bewältigen lässt.
Lautsprecher SV Sound Ultra Evolution Titan / 3000 Micro im Test, Bild
Das ist das Anschluss- und Bedienfeld des 3000 Micro
Bei unserem kleinen Experiment geht’s uns gar nicht darum, Häuserwände zum Einsturz zu bringen sondern darum, den Raum möglichst gleichmäßig mit Tieftonenergie anzuregen und so vor allem für eine qualitativ optimale Basswiedergabe zu sorgen. Hätte ich bloß geahnt, was ich damit anrichte…   

Der 1.150 Euro teure „3000 Micro“ ist ein Würfel mit knapp 30 Zentimetern Kantenlänge, beherbergt zwei potente gegenüber angeordnete Acht-Zoll-Woofer, mit 800 Watt Dauerleistung reichlich Verstärkerpower und natürlich eine schlaue Digitalelektronik, die mittels DSP die diversen Filterfunktionen besorgt und jede Menge Schutzfunktionen mitbringt. Der Frequenzgang reicht locker bis unter die 30-Hert-Marke und natürlich bremst der DSP bei extrem hohen Pegeln den Drang nach tiefsten Frequenzen etwas. Einstellen kann man den 3000 Micro auf zwei verschiedenen Arten und Weisen: Entweder direkt am Anschlussfeld des Mini-Monsters oder mit der hauseigenen App. Die ist zwar klasse, erwies sich beim Justieren von vier Subwoofern aber doch als etwas hakelig. Abhilfe schafft es, jeweils nur einen Würfel einzuschalten und den zu justieren. Letztlich muss ich aber gestehen, dass ich mein Setup direkt an den vier Würfeln gemacht habe – Sie mögen einem alten Analogi verzeihen, dass der sich im Zweifelsfalle auf das beschränkt, was sicher funktioniert. Sprich: Obere Grenzfrequenz einstellen, Phasenlage justieren, Pegel anpassen.  

Aufstellung
Und wie stellt man dieses ungewöhnliche Ensemble nun auf? Die beiden Hauptlautsprecher wie sonst auch, mit aller Sorgfalt beim Ausrichten für eine optimale Bühnenwiedergabe. Zusätzlich kommt in jede der vier Raumecken einer der niedlichen kleinen Würfel. Wohl dem, der einen Vollverstärker mit Vorverstärkerausgängen hat oder einen Vorverstärker mit zwei Ausgängen, sowas braucht’s nämlich für den Anschluss. Zwei Subwoofer kommen an den linken Kanal zwei an den rechten. Je zwei lassen sich durchverbinden, weil das Anschlussfeld auch über Signalausgänge verfügt.  

Klang
Natürlich durften die „Titanen“ zunächst ohne Subwooferunterstützung ran. Und wenn ich vom ersten Moment an irgend etwas nicht verspürte, dann die Notwendigkeit, noch etwas für den Bassbereich zu tun. Die beiden Standboxen liefern ein ungemein stabiles und souveränes Fundament, bei dem Ray Browns tieftonale Großtaten absolut überzeugend zur Geltung kommen. Zusammen mit seinem kongenialen Partner Laurindo Almeida an der Gitarre zelebriert er die „Moonlight Serenade“ hier absolut überzeugend und souverän, Insbesondere der Mitteltonbereich gefällt mir ausgezeichnet, zeichnet er das Almeidas Gitarrenspiel doch wunderbar kräftig und detailliert. Der Anschluss an den weitgehend unauffälligen Hochtonbereich gerät bruchlos, auch hier bin ich angenehm überrascht. Ich hatte mit einer deutlich ruppigeren Gangart der Lautsprecher gerechnet, wurde aber definitiv eines Besseren belehrt: Die beiden Türme spielen souverän und diszipliniert, der Klang profitiert ganz eindeutig von der reichlich zur Verfügung stehende Membranfläche. Und was passiert, wenn die vier Subwoofer mit im Spiel sind? Das kommt auf die Sorgfalt beim Setup an. Wenn man’s übertreibt, kann man mit dieser Anordnung natürlich Zwerchfellmassage pur betreiben, aber darum ging’s mir hier nicht. Was ich mir erhofft hatte war ein nochmals erhöhtes Maß an Selbstverständlichkeit und vor allem Natürlichkeit. Das liefert die Anordnung mit Brauvour. Irgendetwas rastet ein und es klingt auf eine schwer zu beschreibende Art „echter“. Hinzu gesellt sich ein merklich verbesserter Räumlichkeitseindruck: ein Phänomen, das oft schon beim Einsatz eines Subwoofers auftritt. Ich jedenfalls bin ziemlich begeistert von der mühelosen und authentischen Wiedergabe, die sich auf diesem Wege erreichen lässt.  

Gemessenes:
Lautsprecher SV Sound Ultra Evolution Titan / 3000 Micro im Test, Bild

Wir beschränken uns an dieser Stelle auf ein paar grundlegende Messungen der Standlautsprecher, die haben wir uns bei den Kollegen von der Heimkinofraktion „geliehen“ Der Frequenzgang der Titan zeigt sich ausgewogen mit einem minimal fallenden Pegel zu hohen Frequenzen hin, das sorgt für den betont unauffälligen Hochtoneindruck. Bass ist reichlich vorhanden, die leichte Überhöhung um 100 Hertz sorgt für Biss und Wärme. Das Rundstrahlverhalten ist ausgezeichnet, der Wirkungsgrad liegt bei etwa 87 Dezibel. Das mittlere Impedanzniveau liegt bei sechs Ohm, also völlig im grünen Bereich. Ein kräftiger Verstärker ist trotzdem kein Nachteil, hier wollen ordentlich Schwingspuleninduktivität angetrieben werden.


Unterm Strich...

Unfassbar, wie sehr sich der Realitätseindruck auch zweier so potenter Standboxen wie den Ultra Evolution mit dem Einsatz von vier den Raum gleichmäßig anregenden Subwoofern noch steigern lässt. Experiment bestens gelungen!

KategorieLautsprecher
ProduktUltra Evolution Titan / 3000 Micro
HerstellerSV Sound
Preis2500 Euro
Preis Zusatz / 1.150 Euro
Getestet vonHolger Barske
Vorheriger Test

Einflussreich - Röhrenvorverstärker Air Tight ATC-7

Nächster Test

Meisterleistung - Tonabnehmer Wilson Benesch TESSELLATE Ti-B

Logo LP:Magazin

Weitere Tests von SV Sound

Lautsprecher SV Sound Ultra Evolution Bookshelf im Test, Bild
30.01.2025
Mit Bodenhaftung - Lautsprecher SVS Ultra Evolution Bookshelf

US-Lautsprecherhersteller SVS war einer der Abräumer bei der diesjährigen Preisverleihung...

Weitere Tests des Autors Holger Barske

Lautsprecher Fyne Audio Vintage Classic Gold XV SP im Test, Bild
 07.05.2025
Alternatives Sparmodell - Lautsprecher Fyne Vintage Classic Gold XV SP

Träumen wir nicht alle von einem „richtigen“ Lautsprecher? Also von einem, der abseits aller Vernunft- und Platzgedanken einfach in der Lage ist, klangliche Wünsche kompromisslos zu...

Tonarm Ortofon GTX S / GTX E / AS-309R im Test, Bild
 07.05.2025
Wuchtbrummen - Tonarm / Tonabnehmer Ortofon AS-309R / SPU GTX S / GTX E

Klar wissen Sie, was ein Ortofon SPU ist. Vielleicht haben Sie auch schon einmal mit einem geliebäugelt. Aber die kann man doch standesgemäß nur mit Übertrager betreiben, und die...

Vollverstärker Vitus Audio RI-101 MK.II im Test, Bild
 06.05.2025
Für Einsteiger der besonderen Art - Vollverstärker Vitus Audio RI-101 MK.II

Mein lieber Mann, was ist das für ein Brocken. 38 Kilogramm vollverstärkender Herrlichkeit aus Dänemark.

Tonabnehmer Jico Clipper im Test, Bild
 06.05.2025
Das etwas andere MM - Tonabnehmer Jico Clipper

Der japanische Hersteller Jico hat sich über viele Jahre hinweg einen ausgezeichneten Ruf als Hersteller feiner Ersatznadeln unter anderem für Shure-Tonabnehmer gemacht. Und jetzt das.

Lautsprecher Martion Aeonor im Test, Bild
 06.05.2025
Der mit dem Trichter tanzt - Lautsprecher Martion Aeonor

Vor ungefähr 21 Jahren versprach Heinrich Amand Basilius Martion mir, „demnächst“ mal mit einem neuen Lautsprecher vorbeizukommen. Er hat Wort gehalten.

× Vollbildanzeige