Vollverstärker Phasemation SA-1500 im Test, Bild
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Einzeltest > Vollverstärker > 02.10.2025

Subtil

Noch ein 300B Verstärker könnte man sich denken. Und ja, das stimmt auch. Aber der Phasemation SA-1500 ist anders als der Durchschnitt, beschäftigt man sich mit seinen subtilen Werten.

Röhrenvollverstärker Phasemation SA-1500

Auch wenn es durchaus ein lautes, schrilles, grelles Japan gibt, ist das klassische Japan doch ein anderes. Der niederländische Autor Janwillem van de Wetering bereiste dieses Japan bereits Ende der 1950er Jahre, als es noch mehr anders war. Und er beschreibt in seinem ersten Buch über diese Begegnung mit dem herrlichen Titel „Der leere Spiegel“, die Unmöglichkeit, den Sinn des Lebens zu begreifen, was ihm auf harte aber auch versöhnliche Weise dort klar gemacht wird. Er schreibt: „Wenn du an das Ende des Universums kommst, wirst du sehen, daß alles mit Zeitungen verklebt ist.“ Dieses Koan, dieses Gedankenrätsel, das herkömmliche Denkstrukturen überwindet, mag als Impuls dafür dienen, das nicht alles erklärbar, messbar und beschreibbar ist. Erlebbar schon mit dem entsprechenden Mindset, wie man heute sagen würde, Feingefühl würde ich es nennen. Denn dieser Verstärker lässt sich nur eingeschränkt von seiner Oberfläche her begreifen.  

Apropos subtil 
Vor Jahrzehnten habe ich einmal die verbindliche Definition von „subtil“ nachgeschlagen und nie wieder vergessen, weil sie doch erstaunlich vielschichtig war: zart, fein, sorgsam, spitzfindig, schwierig. Fast alle Attribute lassen sich auch auf diesen Verstärker beziehungsweise meinen Bericht anwenden. Was meinen Bericht betrifft vor allem die letzten beiden: spitzfindig und schwierig. Schwierig war vor allem, die eigentliche Qualität und den Kern dieses Geräts zu begreifen. Spitzfindig mögt ihr das finden, aber anders macht es keinen Sinn für mich. Sorgsam, zart und fein ist der SA-1500 konzipiert worden und ich bin sehr dankbar, dass mich sein Gestalter Yoshikazu Saito von Phasemation direkt kontaktiert hat. Er sagte mir, dass es für das Verständnis dieses Geräts wichtig sei zu wissen, dass der SA-1500 der erste Stereo Verstärker von Phasemation überhaupt ist. Also nicht nur eine Stereoendstufe, sondern auch eine Art Vollverstärker, worauf ich noch zu sprechen komme. Aber warum ist das wichtig? Alle anderen Phasemation-Verstärker sind aus technischer Überzeugung Monos und das gilt sogar für ihre besten Übertrager. Nun bekam Phasemation aber immer wieder Kundenfeedback, auch aus dem deutschen Markt, das sich aus Platz- und Kostengründen eine Stereolösung wünschte. Das ist der Grund für den SA-1500, der zwar absolut gesehen kostspielig ist, aber im Phasemation- Kosmos den Einstieg markiert. Zum genaueren Verständnis: die „günstigsten“ MA-1500 Monos kosten knapp 25.000 Euro, der SA-1500 10.000 Euro weniger. Kombiniert man ihn mit der brandneuen CM-1500 Passiv-Vorstufe für knapp 9.000 Euro hat man praktisch für dasselbe Geld eine wirklich vollwertige, ernsthafte Phasemation-Lösung. Das war die Idee. Und genau das hat mir auch Yoshikazu Saito bestätigt. Er schrieb, dass der SA-1500 als Vollverstärker für gelegentliches Musikhören gut geeignet sei. Wolle man aber die wirklichen Qualitäten dieses Verstärkers heraus kitzeln, solle man ihn mit einer Passivvorstufe von Phasemation kombinieren.  

Volle Verstärkung
 
Da sind wir also beim Thema Vollverstärker.

Vollverstärker Phasemation SA-1500 im Test, Bild
Purismus mit feinen Anschlüssen, die nicht von der Stange sind. Sogar eine zusätzliche Erdungsklemme gibt es, die ich nicht gebraucht habe, weil der Amp totenstill war
Ja, man kann auch den SA-1500 so bezeichnen, letzten Endes ist er aber eine Endstufe mit einem Volume-Poti, was mir Phasemation genau so bestätigt hat. Natürlich kann man mit dem SA-1500 als „Vollverstärker“ prima Musik hören. Doch prima ist für ein Gerät dieser Preisklasse nicht genug. Man kann die Sache aber so angehen: man kauft sich den SA-1500, hört zufrieden damit Musik und weiß, dass einem dasselbe Gerät mit der oben angesprochenen CM-1500 Vorstufe ein echtes Klangbrett verspricht. Die aufwendige trafogeregelte Lautstärkelösung der passiven Phasemation Vorstufen war für dieses Modell nicht drin. Konkret wurde es aber immerhin ein Alps-Poti mit Widerstandsnetzwerk. Die Gainausbeute ist mit 30db beachtlich. Noch etwas wollte ich klären, nämlich warum sich Phasemation überhaupt für eine passive und keine aktive Vorstufe entschieden hat. Der Grund dafür liegt in der typischerweise relativ hohen Verstärkung von Eintaktendstufen, so auch hier. Durch die zusätzliche Verwendung aktiver Vorstufen sowie moderner Hochpegelquellen mit ihren mehreren Volt Ausgangsspannung wird der Regelbereich solcher Systeme deutlich eingeschränkt und man kann schnell in den Übersteuerungsbereich geraten. Das ist auch genau der Grund, warum Eintaktverstärker nicht selten als Quasi-Vollverstärker mit einem Poti angeboten werden.  

Mehr als Technik 

Ich gebe es zu, ich bin etwas ratlos vor diesem Bericht gesessen, bis mir Yoshikazu Saito geschrieben hat, der für das Schaltungsdesign und die klangliche Feinabstimmung bei Phasemation verantwortlich ist.
Vollverstärker Phasemation SA-1500 im Test, Bild
Supersauberer Aufbau mit mechanisch entkoppeltem Netztrafo, Drosseln und Ausgangsübertragern. Das ist ein 300B-Verstärker fürs 21. Jahrhundert
Denn die Schaltung ist ausgesprochen konventionell, hier hat Phasemation gar nicht versucht, das Rad neu zu erfinden: Eintakt, Class-A, ohne Gegenkopplung. Eingang- und Phasensplitting sowie Ansteuerung der 300Bs übernehmen je eine 6SN7 Doppeltriode pro Kanal. Interessant finde ich allerdings, dass die 6SN7 direkt an die 300B angekoppelt ist, hier hat man die vermeintliche Not der Vereinfachung aus meiner Sicht zur Tugend gemacht. Die Schaltung der 1500er Monos ist deutlich aufwendiger, aber das muss ja nicht per se besser sein. Autobias der Röhren erleichtert dem Nutzer das Leben, man muss nichts nachjustieren. Die Entscheidung für die neuesten Version der neuen Psvane WE 300B Trioden ist bewusst erfolgt, da sie dem neutralen Klangideal der Japaner folgen. Phasemation strebt ja keinen nostalgischen Kuschelsound an, sondern einen modernen, schnellen und transparenten Klang und landet damit genau da, wo Western Electric einst aufgehört hatte. Deren Verstärker, wenn man sie einmal gehört hat, gehören zum neutralsten und transparentesten was die klassische Röhrenära je hervorgebracht hat. Für die 300B sprechen generell laut Saito ihre Linearität und eine vernünftige Kraftausbeute sowie das riesige Angebot an möglichen Röhren. Die Gleichrichtung erledigen Dioden, was typisch für Phasemation ist. Die für Phasemation gewickelten Ausgangsübertrager kommen von Lundahl, die Netzdrosseln und der Netztrafo von einem japanischen Spezialisten, wobei letzterer auch speziell für Phasemation angefertigt wird.  

Spezielles 
Was macht den SA-1500 denn nun besonders? Laut Phasemation war der Schlüssel die klangliche Bauteileauswahl sowie die mechanische Abstimmung des Gesamtaufbaus inclusive der Haube, die weit über das übliche Maß hinaus geht. Das ist ein mithin ungewöhnlicher, da seltener Weg, der aus meiner Sicht aber absolut sinnvoll ist und allzu oft ignoriert wird. Dabei geht es nicht nur um Trittschall, also die Isolation von der Umgebung sowie der Stellfläche, der sie wirkungsvoll mit speziellen Gerätefüßen begegnen. Phasemation hat sich eingehend mit den internen Vibrationen, die vom Eisen, also den unterschiedlichen Trafos und Spulen ausgehen, befasst. Sie alle sind schwingend aufgehängt und so abgestimmt, dass sie dem Musiksignal salopp gesagt, nicht in die Quere kommen. Dazu kommt die Interaktion des Gehäuses und der Haube, die ja häufig nur als notwendiges Übel begriffen wird. Und genau da sind wir beim Thema: das ist nämlich kein Selbstzweck, sondern wie angedeutet, genau austariert. Jeder will diese Schutzhaben so schnell es geht los werden und ob ihr mir´s glaubt oder nicht: der SA-1500 sieht damit nicht nur besser aus, er klingt auch besser. Saitos Erklärung dafür ist, dass die „Haube“ der Verringerung des Magnetflusses um die Röhren herum entgegen wirkt und so dafür sorgt, dass der Rest der Schaltung davon weniger beeinträchtigt wird. Also soll man die Haube drauf lassen und so ist das Design auch richtig geschlossen. Das ist ja nicht das erste Phasemation- Produkt, über das ich schreibe und sie haben mich alle restlos überzeugt. Es umgibt diese Sachen so etwas dezent entspanntes, selbstbewusst-unaufgeregtes, was ich sehr mag. Ein wenig wirken sie wie Röhrengeschwister von Accuphase mit ihrem hauchzarten Silberglanz und dann gibt es bei den Endstufen - und das ist letztlich der SA- 1500, diese eleganten Abdeckungen mit dem fein ausgestanzten Logo für die Abwärme und dem dicken Glas, das ein wenig an Wavac erinnert. 

Klang und Versuche 
Da die ganz neue Phasemation CM-1500 Passivorstufe wohl noch nicht verfügbar war, habe ich meine Air Tight ATC 1 HQ als Vorstufe eingesetzt. Die ist zwar hochverstärkend und damit quasi das Gegenteil einer Passivvorstufe, aber das macht nichts, denn sie spielt im Verbund mit meinen CD-Player hervorragend mit der SA-1500 zusammen: feinperlig, spritzig, dynamisch und satt ist das eine echte Traumkombination. Schloss ich meinen CD-Spieler direkt an einen Lineeingang des SA-1500 an und nutzte ihn als „Vollverstärker“, klang er komprimierter, die Bühne deutlich hinter die Lautsprecher gerückt, und etwas härter. Mit der ATC1 HQ als Phonostufe direkt mit dem SA-1500 änderte sich das Klangbild hin zu einem durchaus geschmeidigeren Gesamtklang. Aber trotzdem gewinnt die Phonolösung mit ATC1 HQ als Vorstufe am Direkt-Eingang der SA-1500 locker. Ja, diese Lösung hat mehr Gain und damit mehr Dynamik, aber etwas herunter geregelt bekommt man hier einfach mehr von allem: mehr Durchzeichnung, mehr Raum, mehr Farben. Und sicher wäre eine passive Phasemation Vorstufe das Ideal in Sachen Gainmanagement.  

An meinen kleinen Greenwall Hörnchen (von Odeon gebaut) mit ihren etwa 90db Wirkungsgrad spielt der SA-1500 bereits sehr schön. Noch besser sieht das aber mit meinen De Vore Fidelity O/Babys aus. Die haben zwar in etwa denselben Wirkungsgrad wie die Ivys, dafür aber einen besonders röhrenfreundlichen Impedanzverlauf und scheinen gerade Eintaktverstärker zu lieben. Ich verstehe ja die Unsitte nicht, die die Japaner um Air Tight, Kondo und Phasemation ergriffen hat, ihre Kleinleistungsverstärker mit großen B+W Lautsprechern zu kombinieren. Sicher, auch aus denen kommt etwas heraus, aber ich finde, wer das tut, hat das Spiel nicht verstanden und schielt nur nach Umsatz und nicht nach perfekten Spielpartner für seine Verstärker.  

Musik 

„You don´t need a girlfriend, you need a social worker“. Mit Jarvis Cockers Stimme von der Kultscheibe Room 27 zusammen mit Chilly Gonzales hat mich der SA-1500 sofort gekriegt: butterzart, transparent und so sonor richtet sich Cocker direkt an mich, singt mir ins Gesicht, während Chilly seine unvergleichlichen, neuromantischen Klavierakzente setzt. Das ist ganz großes Klangkino. Auch mit der Debutscheibe von Crosby, Stills & Nash erlebe ich genau das, was sich Phasemation wünscht und was ich von den originalen WE-Verstärkern aus den 30er und 40er Jahren kenne: Transparenz, Unmittelbarkeit, knackiger Bass und die Stimmen stehen fest im Raum. Ein Raum, der sich auf „Suite: Judy Blue Eyes“, wenn die Percussion so knackig einsetzt, sehr in die Tiefe ausdehnt. Auch die Dynamikunterschiede im Gesang arbeitet er fantastisch heraus und zeigt meiner Air Tight ATM4 ihre Grenzen auf. Auf „Wooden Ships“ hört man, wie mies die Scheibe teilweise aufgenommen ist und wie jämmerlich komprimiert Stephen Stills ansonsten grandioses Gitarrensolo klingt. Bei „Lady Of The Islands“ höre ich vielleicht zum ersten Mal, was für ein wunderbarer Sänger Graham Nash doch ist. Und wie die drei bei „Helplessly Hoping“ zusammen singen, macht ihren Weltruhm verständlich und würde jedem Hörer total unter die Haut gehen.  

Nachgedanken 

Man kann viel günstigere 300B Verstärker kaufen oder man könnte einen 300B Verstärker mit denselben Bauteilen selbst versuchen aufzubauen. Man würde aber nicht dahin kommen, wo Phasemation mit dem SA-1500 angelangt ist. Ähnlich einem Warenkorb für Köche, wird jeder von denen „nur“ sein eigenes Gericht herstellen können. Übertragen auf so einen Verstärker bedeutet das, dass die lange Erfahrung von Phasemation einen Verstärker gezeitigt hat, dessen wahrer Klasse man sich nicht entziehen kann, wie ich es eingangs schon zu beschreiben versucht habe. Oder wie es Yoshikazu Saito so schön beschrieben hat. Er ist auf seinem oft steinigen Entwicklungsweg angekommen wenn er denkt:“Den könnte ich mit nach Hause nehmen.“  

Mitspieler 
Plattenspieler: 
  •  Schroder TG 
Tonarm: 
  •  Schroder CB Ebony 
Tonabnehmer
  •  Koetsu Urushi Black 
Übertrager 
  •  Consolidated Audio 1:20 Silber 
Vorverstärker 
  •  Air Tight ATC1 HQ 
Lautsprecher 
  •  De Vore Fidelity O/Baby 

Gegenspieler 
Endverstärker 
  •  Air Tight ATM4  

Gespieltes
 
  • Crosby, Stills & Nash: Same 
  • Jarvis Cocker / Chilly Gonzales: Room 29 
  • Oscar Peterson: Bremen 1961 
  • Deep Purple: Made in Japan 


Fazit

Der SA-1500 ist nicht nur der erste Phasemation Stereo Verstärker. Er ist ein wunder hübscher, klanglich hervorragender 300B-Verstärker, den man auch als Endstufe einsetzen kann. Sein wahres Potential zeigt er mit einer externen Vorstufe.

KategorieVollverstärker
ProduktSA-1500
HerstellerPhasemation
Preis15000 Euro
Getestet vonChristian Bayer
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Einflussreich - Röhrenvorverstärker Air Tight ATC-7

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Christian Bayer
Redakteur / Tester

Christian Bayer


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